Dienstag, 30. Oktober 2012

DER wasserfall


Kapitel 10     Der Wasserfall


Ist es dir schon einmal passiert, dass du auf der Straße gehst und in der Ferne eine große Menschenmenge jubeln hörst?
Du verstehst gar nicht, was los ist, aber je näher du kommst, desto lauter hörst du es. Tausende Stimmen: Frauen, Männer, Kinder, hohe und tiefe, helle und dumpfe Töne. Und auf einmal biegst du um eine Ecke und bist mittendrin.
 
So ähnlich ging es Teo auf seinem Weg den Bachlauf entlang.
Gerade war es noch so friedlich um ihn herum gewesen. Jetzt floss das Wasser auf einmal viel schneller.

Teo wurde von einer Welle erfasst und in die Luft geschleudert!
Er drehte sich ein paar Mal um sich selbst und tauchte wieder im Wasser unter. Aber gleich wurde er wieder in die Höhe geworfen.
Hui! War das ein Spaß!
Teo quietschte laut und machte jedes Mal noch tollere Saltos in der Luft!
 
 


Er war in einen Wasserfall geraten.
 

Rund um ihn stoben Wassertropfen in die Luft und tanzten um die Regenbögen, die sich zwischen ihnen bildeten.
 
Es war ein wunderschöner Anblick!

Teo lachte laut und sprang immer höher.
Aber er passte nicht auf, und schließlich sprang er zu weit und wurde ans Ufer geschleudert.
 
Er fand sich auf einem Blütenblatt wieder.
Diesmal war er auf einer besonders schönen Blüte gelandet, einer lila Glockenblume.
 
Und diese Glockenblume blieb nicht lange unbemerkt. Eine Kinderhand packte sie am Stängel und riss sie aus.
 



Eine Sekunde später war die Blume, und mit ihr Teo, Teil eines bunten Strausses geworden!
 
 
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Montag, 29. Oktober 2012

Unterirdisch


Kapitel 9     Unterirdisch

 
Teo beschloss, sich tief in die Erde sickern zu lassen. Da war er noch nie gewesen!
 
Er glitt an Wurzeln entlang und begegnete Regenwürmern, die sich mit ihren langen, rosigen Körpern durch die feuchte Erde schlängelten.



 

"Wie ist es dort oben?", fragten ihn die Wurzeln. "Wir haben noch nie das Tageslicht gesehen!"

Bald entdeckte Teo, dass der Boden von unterirdischen Kanälen durchzogen war. Die Wassertropfen, die ständig unterwegs sind, haben im Lauf der Zeit ein Netz von Wegen ausgeschwemmt, auf denen man schnell vorwärtskommt.
Wie eine Achterbahn ist das!

Teo verlor bald die Orientierung und kullerte, purzelte, tauchte kopfüber und kopfunter durch diese unterirdische Welt.

Aber was war das? In der Ferne hörte er Rauschen.
Auf einmal war es wieder hell um ihn, er war in einen Bach gespült worden.

Und das sollte noch nicht die letzte Überraschung für diesen Tag sein…


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Sonntag, 28. Oktober 2012

EIN opernhaus mit sieben sälen



Kapitel 8     Ein Opernhaus mit sieben Sälen



 
 
 

Eine unvergessliche Rutschpartie begann, die mit einem lauten Platsch im Magen der Kuh endete.
Wobei das mit dem Magen der Kuh so eine Sache ist.
Jede Kuh hat nämlich ganze sieben davon!
 
Diese sieben Mägen sind wie sieben faszinierende Grotten, in deren Dunkelheit die Wassertropfen sitzen wie kleine Sängerknaben in einem Chorgestühl.

Eine Kuh trinkt nämlich sehr viel Wasser, mindestens 30 Liter jeden Tag!
Also kannst du dir vorstellen, wie viele Wassertropfenchorsänger sich in ihrem Bauch versammeln!

Jeder Ton, den die Wassertropfen singen, wird von den Wänden der Magen-Grotte zurückgeworfen und vervielfacht.

Wassertropfen lieben es zu singen. Bestimmt hast du sie an Regentagen schon singen gehört. Aber wenn du sie einmal im Magen einer Kuh singen hören könntest, da würdest du Ohren machen!

 
Auch für Teo war das völlig neu. Er war wie verzaubert von der Musik.
In jedem der sieben Mägen war der Klang anders.
Es gab kleine Kammermusik-Mägen und welche für große Chöre.
Die Tropfen sangen vielstimmig und im Kanon.

Teo ließ sich von einem Magen-Opernsaal in den nächsten spülen.
Aber ehe er sich’s versah, war er wieder in einer Pfütze auf der Wiese gelandet.

So ein Ausflug in einen Tiermagen geht immer recht schnell wieder vorbei.


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Samstag, 27. Oktober 2012

ALLE wollen zum meer


Kapitel 7    Alle wollen zum Meer

Bald verlor Teo die beiden aus den Augen und beschloss, nun auch seiner Wege zu fließen.
 
Unten am Boden konnte er ein kleines Rinnsal sehen.
Als er sich langsam von seiner Blume hinuntergleiten ließ, hörte er das aufgeregte Plätschern der Wassertropfen, die da entlangrollten.
 

 


"Immer bergab, immer bergab", war ihr unaufhörliches Lied.
Dazwischen konnte er immer wieder das Wort Meer erkennen, das mit großer Ehrfurcht ausgesprochen wurde.
 
"Was ist das: Meer?", fragte Teo den nächstbesten Wassertropfen, der an ihm vorbeikullerte.
 
"Das Meer ist das größte Wasser, das es überhaupt gibt!", antwortete der.
"Wir alle träumen davon, eines Tages dort anzukommen!"
Dann war er auch schon weg.
 
Teo schloss sich ihnen an.
Mitten in der laut plappernden Menge von Tropfen ließ er sich dahintreiben.
 
Gegen Abend wurden sie auf einmal langsamer und Teo merkte, dass sie in eine Pfütze geraten waren. Die Wassertropfen beschlossen, sich auszuruhen.
 

Als sich die Sonne am nächsten Morgen langsam an den Horizont heranpirschte
und den Himmel in ein wunderschönes rotes Licht tauchte, hörte Teo ein Schnauben dicht neben sich.
Eine warme Kuhschnauze tauchte in die Pfütze ein und Teo wurde von einem starken Sog erfasst!
 
 
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Freitag, 26. Oktober 2012

NEUE freunde teil 2



Kapitel 6    Neue Freunde (Teil 2)


"Schaust du etwa den Schmetterlingen zu?
Sie sind wunderschön, nicht?"
Teo ließ sich nicht so schnell zum Schweigen bringen.
 
"Hmmm."

"Kannst du auch fliegen?"

"Hmmm. Ein bisschen. Aber nicht so wie sie... Wenn sie doch nur einmal zu mir herübersähe!"
 
"Wer denn?"

"Hast du sie noch gar nicht bemerkt? Maria! Maria Schmetterling! Ist sie nicht die Schönste von allen?"

Teo wusste überhaupt nicht, wovon dieser Käfer redete, aber er wollte nicht unhöflich sein.

"Ist sie deine Freundin?", fragte er.

"Ach was, Freundin", kam es mürrisch von dem Stängel herüber. Seit wann haben tollpatschige kleine Rüsselkäfer Freundinnen, die so fliegen können!"





Teo sah Otto an und verstand. Aber dann hatte er eine Idee.
"Maria!!!", rief er aus voller Kehle.
 
"Pssssstttttt!!!!! Was machst du denn! Und wenn sie jetzt herschaut?
Und wenn sie mich sieht?"
Otto bekam vor Aufregung einen roten Kopf.
 
"Aber das wolltest du doch, nicht wahr?", antwortete Teo ungerührt und winkte Maria heftig mit den Armen.

Und so kam es, dass Maria Schmetterling sich auf dem gelben Blütenkelch niederließ, und dass Teo, Otto und sie gute Freunde wurden.
Maria erzählte von ihrer Kindheit, in der sie eine hässliche Raupe gewesen war.
Nie hätte sie gedacht, dass ihr eines Tages diese wunderbaren Flügel wachsen würden.
 
Sie lud Otto ein, mit ihr spazieren zu fliegen. An Marias Seite ging das ganz gut.
 
 

Bald verlor Teo die beiden aus den Augen und beschloss, nun auch seiner Wege zu fließen.
 
 
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Donnerstag, 25. Oktober 2012

NEUE freunde


 Kapitel 5    Neue Freunde (Teil 1)
 
Ein kleiner brauner Käfer mühte sich ab, einen dünnen Stängel hinaufzuklettern.                                                                                                                     
 

Der Stängel schwankte aber so im Wind, dass sich der Käfer immer wieder die Augen zuhielt und langgezogene Laute wie "Ooooooaaahhuuu!" und "Uiuiuiuiuiui!" ausstieß.
 
Zwischendurch, wenn er sich ein bisschen von seinem Schreck erholte, reckte er den Hals und schaute wie gebannt zum Himmel hinauf.
 
 
"Was machst du denn?", konnte Teo nicht umhin zu fragen.
Der Käfer drehte den Kopf.
"Hä? Wie?", fragte er, "wer bist denn du?"
 
"Mein Name ist Teo!"
Der kleine Wassertropfen machte eine elegante Verbeugung und wäre fast wieder in den Blütenkelch hineingerutscht, weil er kurz losgelassen hatte.
 
"Ah", antwortete der Käfer, "ich bin Otto."
Er wandte sich wieder dem Himmel zu.
"Aber ich habe jetzt keine Zeit."
 

 
nächstes Kapitel: Neue Freunde Teil 2
 
 

Mittwoch, 24. Oktober 2012

EIN neues leben


Kapitel 4      Ein neues Leben




 
Als er aufwachte, schien wieder die Sonne. Neugierig reckte er sich zum Rand des Blütenkelchs und versuchte hinauszuschauen.

Das ist gar nicht so einfach. Die Blütenblätter sind glatt und geschwungen,
genau wie die Rutsche auf deinem Spielplatz!
Aber du hast es ja bestimmt auch schon versucht: Wenn man sich gut festhält,
kann man sogar eine Rutsche hinaufklettern!
 
Was Teo dann sah, nahm ihm den Atem.
Oft hatte er Wiesen und Felder gesehen, von oben, von seiner Wolke aus.
Aber von hier unten war das ja etwas ganz anderes!
 
So viele verschiedene Pflanzen, dicke und dünne Grashalme, Blumen in allen Farben und Schmetterlinge, die zwischen ihnen tanzten, als wären sie Teil eines wundersamen Balletts.

Aber dann musste er auf einmal lachen.
Was war denn das?!



nächstes Kapitel: Neue Freunde




Dienstag, 23. Oktober 2012

VOM himmel zur erde



Kapitel 3    Vom Himmel zur Erde
 
Und Teo?
Wo war der?

Teo erlebte gerade die aufregendsten Augenblicke seines Lebens!
War das ein Gefühl, zu regnen!
Ja, natürlich: Du rennst vielleicht oder du hüpfst.
Aber regnen kannst du nicht.
Dazu muss man schon ein Wassertropfen sein oder, genauer gesagt, ein Regentropfen.

Teo war so gefangen von diesem Gefühl, dass er gar nicht auf die Idee kam,
darauf zu achten, wo er landen würde.
Erst, als er plötzlich einer Ziege ins Gesicht sah, wusste er, dass er gleich unten ankommen würde!
Er stieß einen entsetzten Schrei aus!
Das Nächste, was er wusste, war, dass er sehr weich gelandet war.
 
Um ihn herum war angenehmes gelbliches Licht und es roch unglaublich gut. Teo war mitten in einen Blütenkelch gefallen.

Um ihn herum war Stille.



Da wurde ihm bewusst, dass er ganz alleine war, zum ersten Mal in seinem Leben. Wo die anderen Wassertropfen aus seiner Wolke wohl hingeraten waren?
 
Plötzlich fühlte er sich sehr müde.
Wie viele Aufregungen hatte er in den letzten Stunden erlebt!
 
Er kuschelte sich zwischen ein paar weiche Blütenpollen und war in der nächsten Sekunde eingeschlafen.
 
 
nächstes Kapitel: Ein neues Leben


Montag, 22. Oktober 2012

DER große krieg



Kapitel 2     DER GROSSE KRIEG


 
Und das kam so:

Wie überall auf der Welt kommt es auch in einer Wolke manchmal vor, dass zwei zu streiten beginnen.
 
Einer hat angefangen. Oder war es der andere?
Und dann hat sich auch noch ein Dritter eingemischt.
Ein Vierter hat versucht, den Streit zu schlichten und wurde sofort mit hineingezogen.
Da wollte ihm ein Fünfter helfen und kriegte eins auf die Nase.

Also, so aber nicht, Freunde! Hier, kriegst gleich eins zurück!
Was, du schlägst meinen Freund? Na dir werde ich’s zeigen!

Und bevor noch irgendjemand begriffen hat, was los ist, ist schon eine riesige Prügelei im Gang.
 
 
In den Geschichtsbüchern nennt sich das dann Schlacht.
Und da eine Schlacht meist eine andere Schlacht nach sich zieht und die wieder eine neue und so weiter, wird daraus ein Krieg.
 
Bald war die ganze Wolke in Aufruhr und man konnte das Donnergrollen bis auf die Erde hören.
Die Wassertropfen gerieten immer mehr in Wut.
Die Wolke zitterte gefährlich.
 
Und da! Ein Blitz zuckte über den Himmel und mit einem riesigen Knall platzte die Wolke einfach auseinander!
Tausende Wassertropfen, Millionen von Wassertropfen spritzten in alle Richtungen auseinander.
 
Kleine und große, dicke und dünne, längliche und runde Tropfen, alle wurden in wilden Pirouetten durch die Luft gewirbelt, bevor sie allmählich von der Schwerkraft erfasst wurden und lautlos, langsam hinunterschwebten auf die Erde.
 
 
nächstes Kapitel: Vom Himmel zur Erde
 

Sonntag, 21. Oktober 2012

Wolkenspiele

 













Kapitel 1      WOLKENSPIELE
 
Wenn du dich an einem Sommertag in eine Wiese legst und zum Himmel hinaufschaust, dann kann es sein, dass genau über dir eine kleine Wolke hängt.
 
Vielleicht hast du auch nur deshalb hingeschaut, weil du plötzlich durch die geschlossenen Lider die Sonne nicht mehr gespürt hast.
Das ist es nämlich, was passiert, wenn ein paar freche Wassertropfen da oben Wolkenschieben spielen.
 
Ach, du weißt gar nicht, wie Wolkenschieben geht?
Das kann ich dir leicht erklären.

In jeder Wolke leben Tausende oder sogar Millionen von Wassertropfen.
Das ist wie eine Stadt.
Es kann eine große Stadt sein oder eine kleine.
Oder sogar nur ein kleines Dorf. 

Aber die von Teo, das war eine richtig große Wolke.

Da lebten viele Wassertropfenfamilien.

Teo hatte eine ganze Menge Geschwister, Vettern, Onkel, Tanten und so weiter.
Und Freunde natürlich.
 
 
Mit seinen Freunden spielte Teo gerne das Wolkenschiebespiel.
Auch die Großen machten dabei mit. Da soll noch einer sagen, nur Kinder spielen gerne!
 
Man kann sich ja vorstellen, was für ein Spaß das ist, eine Wolke über den Himmel zu schieben.
Noch dazu eine große!
Da müssen aber alle mithelfen, sonst bewegt sie sich nicht.
Von da oben kann man dann sehen, wie der Schatten der Wolke über die Erde wandert.
 
Beim Wolkenschieben muss man sich ein Ziel setzen.
Also zum Beispiel: Den Schatten der Wolke auf den grünen Kirchturm schieben.
Oder auf die Bergspitze.
Oder, und das ist schon viel schwieriger: auf das weiße Schaf dort.
Oder eben auf dein Gesicht!
Man darf das den Wassertropfen nicht übel nehmen.
Ihnen ist manchmal langweilig da oben.
 
 
Und Teo und die anderen konnten ja noch nicht wissen, dass sie eines Tages aus ihrer Wolke einfach rausgeschüttelt würden und sich dann wie Millionen glitzernder Punkte über den Himmel verteilen würden...
 
 nächstes Kapitel: Der große Krieg

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